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Was ist Mediation eigentlich?

 

In aller Kürze:

 

Bei der Mediation wird nicht gegeneinander, sondern miteinander geredet!

 

Mediation bedeutet Vermittlung und basiert auf einem konstruktiven, gemeinschaftlichen Umgang miteinander.

 

Mediation ist ein Weg, um Meinungsverschiedenheiten, Streitigkeiten oder Konflikte auf bessere Art zu beseitigen oder lösen.

 

Das Ziel der Mediation ist es sogenannte win-win Lösungen anzustreben, also Lösungen, bei denen für beide Konfliktparteien mehr herauskommt als bei einem einfachen Kompromiß oder einem Urteil.

 

Anstelle einer Entscheidung eines Dritten erarbeiten Sie selbst gemeinsam mit der anderen Konfliktpartei unter der Führung eines neutralen Dritten die Lösung.

 

Dieser neutrale Dritte ist ein Mediator.

 

 

Etwas ausführlicher:

 

Mediation ist ein Verfahren der Konfliktlösung, bei dem ein inhaltlich neutraler Dritter (der Mediator) die Kontrahenten dabei unterstützt, eine eigene Lösung zu erarbeiten, zu der sie vollumfänglich stehen können. 

Dieses Verfahren wurde in den 1960er und 1970er Jahren in den USA entwickelt und wird dort mit großem Erfolg in vielen Lebensbereichen eingesetzt. In Deutschland kommt das Verfahren der Mediation seit der Jahrtausendwende zunehmend zur Anwendung. Die Metode ist gebräuchlich bei Scheidungen, Lehrer-Schüler-Konflikten, bei Nachbarschaftsstreitigkeiten, firmeninternen Konflikten, zwischen Unternehmen, im Umgang im interkulturelle Bereich, bei Konflikten mit Bezug zu Umweltthemen und der öffentlichen Hand - um die wichtigen Anwendungsbereiche zu nennen. 

Das Einzigartige an der Mediation ist, dass sich ein Mediator sich inhaltlich komplett aus dem Konflikt heraushält. Er ist nicht dafür zuständig, die Streitparteien zu beraten oder einen Schied- oder Richterspruch zu fällen. Die verantwortungsvolle Aufgabe des Mediators liegt vielmehr darin, das Gespräch der Streitenden zu lenken und zu unterstützen. Ziel dabei ist es den Konflikt soweit zu klären, dass die Konfliktparteien eine individuelle Lösung, eine gemeinsame Zukunftsperspektive entwickeln können. Damit unterscheidet sich die Mediation von anderen Verfahren wie z.B. den Gerichts-, Schied- oder Schlichtungsverfahren sowie von Entscheidungen durch Führungskräfte. 

Die Mediation ermöglicht es den Konfliktparteien, nicht nur ihre unterschiedlichen persönlichen Problemsichten kennen zu lernen. Sie lernen vor allem auch die Gründe für diese Sichtweisen kennen: ihre Bedürfnisse und Interessen. Während die Sicht auf die eigenen persönlichen Probleme - meist in Form von scheinbar unversöhnbaren und unvereinbaren Positionen geäußert - keine gemeinsame Lösung sichtbar macht, eröffnet das Kennenlernen der Interessen und Anliegen dahinter einen Raum für Verständigung. Das Bedürfnis des "Gegners" kann man nicht bekämpfen. Vielleicht teilt man es nicht oder man heißt es auch nicht gut, aber man wird es verstehen oder zumindest nachvollziehen können. Und genau dieses gegenseitige Verständnis für die Motive des Anderen gibt nun Raum für neue Handlungsmöglichkeiten, wo bisher nur eine Ja-/Nein-Entscheidung denkbar war.

Um die Selbstbestimmung und Autonomie der MediandInnen zu gewährleisten, hält sich der Mediator aus den Inhalten heraus und fokussiert sich stattdessen auf die Gestaltung des Prozesses der Verhandlung. Es wird mit folgender konstruktiven Haltung gearbeitet: der Konflikt ist ein gemeinsames Konstrukt der Beteiligten und kann deswegen auch nur von diesen als gemeinsame Leistung gelöst werden.

Durch dieses Beleuchten von Interessen und Bedürfnissen ergibt sich eine Vielzahl von kreativen Lösungsoptionen. Das Sammeln von kreativen Ideen erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass jede Partei auf "ihre Kosten kommt" ganz ungemein. Beide Kontrahenten werden auf ihrem "Interessenkonto" einen Gewinn verbuchen können. 

Die Konfliktparteien erarbeiten ihre Lösungen des Konfliktes selbständig. Lösungen, die nicht vorgegeben sind, erzielen eine höhe Akzeptanz und werden besser umgesetzt als "verordnete" Vorgaben. 

Die in der Mediation erarbeiteten Lösungen erfüllen die Bedürfnisse der Konfliktparteien zumeist am ehesten - ganz im Unterschied zu Verfahren, in denen externe Entscheider die Vorgaben machen: Klassischer Fall ist ein Rechtsstreit vor Gericht. Hier müssen die Gesetze und die Rechtsprechung erfüllt werden. Nur geht das oft an den eigentlichen Interessen beider Konfliktparteien vorbei. Häufig ergeben sich vor Gericht sogenannte "loose - loose - Lösungen", bei denen sich beide Kontrahenten als Verlierer wiederfinden. Das Ziel der Mediation hingegen ist es, für beide Konfliktparteien eine "win - win - Lösung" herbeizuführen. 

Die in einer Mediation entstandenen Lösungen zeichnen sich stets durch eine hohe Qualität und Nachhaltigkeit aus. Die Qualitätssicherung erfolgt in der Mediation durch das Erarbeiten der Interessen und Bedürfnisse aller MediandInnen und den stetigen Abgleich der jeweiligen Interessen und Bedürfnisse mit den gefundenen Lösungsoptionen. Die Mediandinnen bestimmen nämlich selbst, was die beste Lösung des Konfliktes ist - nämlich die, in der Interessen und Bedürfnisse bestmöglich, umfassend und auf der konkreten Handlungsebene umgesetzt sind.

Aus meiner eigenen beruflichen Erfahrung im Unternehmen und als Rechtsanwalt kann ich dies nur bestätigen - für mich ist die Mediation in vielen Bereichen die geeignetste Methode, um Konflikte zu bereinigen und ein dauerhaftes auf die Zukunft gerichtetes Miteinander zu ermöglichen. 

 

Noch eine kleine Bildgeschichte zur Verdeutlichung:

 

 

Sie sehen zwei Esel, die gerne von den Heuhaufen fressen möchten, aber nicht zum Ziel kommen.

Wenn nun die Esel einen Richter oder Schlichter um eine Lösung ihres Konfliktes bitten würden, was würden diese wohl für Fragen stellen? 

Zum Beispiel:

  • Welcher Esel war zuerst da?
  • Wer hat die Esel zusammengebunden und warum?
  • Welche Bedeutung hat die Länge des Seils und wer ist dafür verantwortlich?
  • Wer hat die Heuhaufen so platziert?
  • Was hat der Vogel mit der Sache zu tun?
  • Wem gehören die Heuhaufen?
  • Dürfen die Esel überhaupt vom Heu fressen?

Und wie würde ein Gerichtsverfahren wohl ausgehen?

Das Ergebnis eines gerichtlichen Verfahrens würde vermutlich darauf hinauslaufen, dass ein Esel satt würde und der andere Hunger leiden müsste oder dass beide Esel nicht von dem Heu fressen dürfen, weil die Eigentumsfrage nicht geklärt ist.

Sie merken schon: Die Streitparteien werden durch ein Urteil oft nicht versöhnt, der Konflikt schwelt weiter. Der hungrige Esel wird natürlich auch versuchen, doch noch an seine Nahrung zu kommen und wahrscheinlich das Urteil anfechten.

Das gilt natürlich nicht nur für die hungrigen Esel, auch für Unternehmen, für Nachbarn, die sich streiten und auch für Ehepaare, die sich nicht mehr verstehen und über Trennung nachdenken, ist ein Rechtsstreit immer eine schwere Belastung mit tiefgreifenden Auswirkungen, auch in finanzieller Hinsicht. Auf der Skala der Unzumutbarkeiten bei einem Konflikt steht die gerichtliche Auseinandersetzung immer ganz oben. Der gegnerische Anwalt schreibt harsche Schriftsätze, die Atmosphäre im Gerichtssaal, der emotionslose Richter und die traurige Erkenntnis, dass der Sachverhalt, ein Lebenswerk, die ehedem große Liebe sich auf ein Aktenzeichen reduzieren lässt. 

Deswegen mein Rat:

Prüfen, ob sich der Konflikt nicht im Rahmen einer Mediation beilegen lässt!

 

Bezogen auf unsere Esel könnte das dann so aussehen, dass sich beide dazu entschließen, nicht mehr gegeneinander zu arbeiten, sondern gemeinsam nach einer Lösung suchen, um nacheinander zusammen die beiden Heuhaufen zu verspeisen....

 

Diese Lösung wird die größte Zufriedenheit bewirken, ist sie doch für beide Esel neben der Sättigung gesichtswahrend und auch zukunftsorientiert, schließlich verbringt man gewiss noch einige Zeit zusammen im Stall oder auf der Weide....

 

Das Mediationsverfahren ist somit darauf angelegt, die Interessen der Parteien offen zu legen und auf dieser Basis eine "win-win-Situation" zu beiderseitigem Vorteil zu entwickeln. Hier wird die Möglichkeit geboten, Auseinandersetzungen so beizulegen, dass beide Seiten zukunftsorientiert weiter zusammenarbeiten können.

Für den Fall einer Einigung kann zusammen mit dem Mediator eine Mediationsvereinbarung abgeschlossen werden. Kommt es zu keiner Einigung zwischen den Parteien, steht ihnen der Weg zu Gericht immer noch offen.